Zündung: Umbau auf elektronische Zündung

Achtung! Alles hier Vorgestellte ist improvisiert und entspricht evtl. nicht gängigen Vorschriften. Es handelt sich nur um Beschreibungen. Den Nachbau möchte ich weder empfehlen noch dazu anregen. Jeder handelt auf eigene Verantwortung!

Einbau einer Vespatronic!

Bild

Einen Umbau auf 12 V mit der Kontaktzündung habe ich ja schon unter Elektrik: Umbau auf 12V beschrieben. Leider hat meine Kontaktzündung inzwischen Probleme gemacht, die ich nicht mehr gelöst bekommen habe. Es gab immer wieder Ausfälle. Trotz regelmässiger Wartung, und zuletzt intensiver Fehlersuche, konnte ich die Probleme nicht dauerhaft lösen. Ich vermute, es liegt an der schlechten Qualität der Ersatzteile die man heute bekommt. Insbesondere Kondensator und Unterbrecherkontakt sind nicht mehr in haltbarer Qualität zu bekommen. Aber ganz ehrlich: Ich bin ratlos. Die Ape hustet nur noch, egal, was ich anstelle und welche Teile ich tausche.
Daher habe ich mich für eine Umrüstung auf elektronische Zündung entschieden. Gleichzeitig habe ich auch meinen inzwischen aufgebauten Ersatzmotor eingebaut. Ich konnte also die Zündung genussvoll auf der Werkbank einbauen und einstellen. (Es wäre ein Genuss gewesen, wenn es nicht Ende November und entsprechend kalt gewesen wäre.)

Für den kleinen Kurbelwellenkonus (19mm) gibt es wenige Alternativen, unter denen man wählen kann. Hier mal ein Zitat aus dem Ape-Fans Forum:

...andererseits sind die alternativen bei 12 volt elektronisch und kleinem konus auch sehr dünn gesäht.
da gibts das pinascolüra und das hp4-nachbau fürn kleinen konus. beide sehr leicht, das pinasco mit sehr kleinen flügeln und somit wenig kühlleistung.
beiden wird aber keine größe haltbarkeit attestiert, die zerstören sich ganz gerne mal selber und reißen im schlimmsten fall noch die peripherie mit in den tod.
was noch bleibt ist das lüra der v50 spezial, allerdings wiegt das auch original 3 kg.

Alternativ kann man noch das lüra der pk elestart nehmen und nietet den konus von groß auf klein um.
Das wiegt ohne ele-zahnkranz dann ca. 1,7 kg.
...allerdings die v-tronik ist so leicht, da drehste am gas, und zack biste schon bei vollgas, das geht dann so: mäah, määh, määh, määh....drehzahlende... ...der gummibandcharakter ist halt weg.


Eine Bastellösungen aus Gebrauchtteilen wollte ich nicht. An Fertiglösungen gibt es die Vespatronic, oder eine fast baugleiche Zündung von Polini und einige Nachbauten der Originalzündung. Ich habe mich nun für die Vespatronic entschieden, auch wenn das die teuerste Variante ist. Das ist eine Tuningzündung und für meine Zwecke (ich fahre ja echte 50ccm) eigentlich völlig übertrieben. Aber es gab keine bessere Alternative. Und auch die 12V-Elektrik passt zu meinem Kabelbaum ohne Umbauten. Dafür bekomme ich dann aber ungefähr die doppelte Lichtmaschinen-Leistung.

Die Vespatronic kann man nur in Verbindung mit dem Handstartmotor einsetzen, da es keinen Zahnkranz für einen Anlasser gibt. Mal wieder ein Vorteil, den ich nun nutzen kann.

Die Vespatronic hat einen über die Drehzahl variablen Zündzeitpunkt. Darin sehe ich für mich erst mal keinen Vorteil, aber aussuchen kann ich es mir ja nicht. Ich habe auf der Werkbank mit Blitzpistole (für 5 Euro mal aufm Flohmarkt gekauft) und Bohrmaschine (abgesägte Knarrenverlängerung und 14er Nuss auf die zentrale Schwungradschraube) die Zündung im unteren Drehzalhbereich auf ca. 22 Grad eingestellt. Damit dürfte der Zündzeitpunkt im oberen Bereich bei ca. 15-17 Grad liegen. Genauer muss ich das nicht wissen.

Beim ersten Fahrversuch war gleich klar: An Schwungmasse vermisse ich gar nichts. Anfahren und hochschalten ist überhaupt kein Problem! Das ist alles ohne Umgewöhnung fahrbar. Man kommt nur etwas schneller weg, da die Drehzahl zum Losfahren einfach schneller erreicht ist. Bei 50ccm kommt Leistung eh nur über Drehzahl. Beim Anfahren lässt man die Kupplung kurz schleifen, bis die Kiste sich bewegt. Die Original-Kupplung macht das mindestens 20.000km mit (bei 50ccm) und ist in 2-3 Stunden gewechselt.

Mal was zur Verarbeitung der Vespatronic: Ich hab schon Spulen gesehen, die wurden sauberer gewickelt. Es sieht so aus, als hätte die jemand von Hand drum gewurschtelt. Kein Vergleich zur Fertigungsqualität der alten Spulen bei den Kontaktzündungen.
Das Magentschwungrad könnte auch stabiler gebaut sein. Hier wurde wohl mit kostengünstigen Methoden versucht, leicht zu bauen. So ein dünnes Blech an der Glocke hab ich noch nie gesehen, selbst am Garelli Mofa nicht. Und die Magnete werden von Plastik in Position gehalten, oder zumindest die Zwischenräume ausgefüllt.
Die Konusaufnahme sieht immerhin stabil aus. Ich habe sie auf den Konus eingeschliffen. Das wird vielfach empfohlen. Die Ventileinschleifpaste in grob und fein habe ich in einer Autowerkstatt bekommen: Von beidem einen kleinen Klecks für eine Spende in die Kaffeekasse. Die verwenden das Zeug eh kaum, und die 100g Dose beim Louis kann man sich sparen, wenn man nur 2g davon braucht.
Insgesamt sieht das Teil nicht so wertig aus, wie es der stolze Preis (315 Euro) erhoffen lässt. In meinem Leistungbereich erwarte ich aber trotzdem eine lange Lebensdauer. Denn immerhin gibt es keine beweglichen Teile und nur einfache Spulen am Motor.

Bild
Scharfes Zeug unscharf geknipst... In dieser Position passt es gut rein und der Zündzeitpunkt stimmt schon einigermaßen.

Zur Elektrik: Ich habe Masse und Zündleitung zur CDI geführt, und die Masse von der CDI noch an die Karosserie angeschlossen. Ausserdem die Zündleitung an die rote Leitung vom Originalkabelbaum angeschlossen, welche ja zum Kill-Schalter am Lenker führt.
Ausserdem sind Masse und Wechselspannungsausgang (grün) in den Kabelbaum geführt. Im Original sind da zwei Leitungen, grün und gelb. Die sind bei mir ab Verteiler am Motor zusammen geschaltet. Davon geht eine Leitung in den ursprünglichen 6V Wechselspannungsbereich für Frontlicht und Rücklicht. Da habe ich 35W und 5W Lampen mit 12V verbaut. Die andere Leitung geht in meine Reglerbox. Die ist unter Elektrik: Umbau auf 12V beschrieben. Hier habe ich jetzt zusätzlich den mitgelieferten Spannungsregler angeschlossen: Dieser ist nur an dem o.g. Kabel für Wechselspannung an Pin 1 und Masse an Pin 2 angeschlossen, und bewirkt dann auch nur eine Spannungsbegrenzung auf 12V. So schützt das meine Lampen. Das hat alles auf Anhieb funktioniert. Wie gross die Ladeleistung für meine Batterie jetzt ist habe ich aber noch nicht gemessen. Ich beobachte einfach mal, ob die Batteriespannung konstant bleibt.

Fazit nach 10 Monaten: Bisher bin ich vollauf zufrieden. Die Zündung hatte noch nie einen Aussetzer und es ist ein reines Vergnügen, mit der Ape zu fahren. Der Kauf hat sich gelohnt, und trotz des überzogenen Preises würde ich es wieder so machen.

zurück