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29. September: Weste und Mütze aus Tweed
Meine Upcycling-Weste hat nun Taschen bekommen und ist somit fertig. Da das Innenfutter schon drin war, mussten die Taschen von Hand aufgenäht werden. Durch das Futter zu nähen kam nicht in Frage.
Die Weste sieht jetzt sehr lässig aus, finde ich. Die Knopflöcher sind übrigens alle von Hand genäht. Das hat 4 Stunden gedauert.
Dann waren immernoch ganz knapp genug Reste von dem Harris Tweed Sakko übrig, um damit gerade noch so eine Bakerboy-Mütze zu machen:
Die kann man eigentlich kaum tragen, weil man damit gleich in die Peaky Blinders-Ecke gestellt wird. Dennoch, da diese Mütze aus vielen kleinen Teilen besteht, ist sie gut zur Resteverwertung. Eine Flat Cap braucht größere Zuschnitte. Für den stoffbezogenen Stoff oben auf der Mütze hatte ich witzigerweise schon seit Jahrzehnten eine Packung dieser Knöpfe ungenutzt im Nähkästchen rumliegen.
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September: Neue Upcycling-Projekte
Diesen Monat hatte ich ein paar Upcycling-Ideen. Die erste war eine Weste aus Loden-Resten, die von vorhergehenden Projekten noch übrig waren. Der Schnitt ist ein klassischer Herrenschnitt. Die Weste ist gefüttert, das Futter besteht aus Teilen eines aussortierten Hemdes und einer Cordhose:
Das war dann schon mal eine gute Vorübung für das nächste Projekt: Eine Sportweste aus Harris Tweed.
Das Tweed konnte ich aus einem alten Sakko ausschlachten, dessen Innenfutter sich auflöste. Harris Tweed ist sonst nicht günstig zu bekommen, und ich wollte das Material mal verwenden. Den Schnitt hatte ich schon einmal für eine Lodenweste verwendet, die seit 6 Jahren bei mir fast täglich im Einsatz ist. Und der stammt von einer Fahrradweste, ist also im Rücken besonders weit runter gezogen. Das hat sich bewährt.
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10. August: Frieren impossibel: Gefütterte Weste
Da noch immer Material rumlag, konnte noch schnell eine warme Weste genäht werden. Die Füllung besteht aus Wollvlies von Bio-Schafen. Davon hatte ich mir vor 6 Jahren mal ein Kilo beim Finkhof bestellt. Seit dem lagerte es im Keller. Leider ist immernoch viel davon über...
Zuerst wurde eine Hülle aus zwei Lagen der leichten Zeltbaumwolle genäht. Durch eine Öffnung im Saum konnte dann die Wolle eingelegt und zusammengesteppt werden, immer abschnittweise. Der Kragen erhielt ein Polster aus Bündchenmaterial, ebenfalls Wolle. Druckknöpfe dran, fertig. Leider sind die Druckknöpfe keine Prym, sie sind schwergängig. In Zukunft nur noch Prym.
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08. August: Anorak mit einem Geheimnis
Anlässlich eines bevorstehenden Norwegen-Urlaubs habe ich mir einen zum Wetter passenden Anorak genäht. Grundlage war ein Schnitt aus dem Internet von der Anbieterin Lumali. Der Aussenstoff ist ein übrig gebliebener Rest Tencate Baumwollgewebe von einem aufgegebenen Zelt-Projekt. Das Geheimnis verbirgt sich im Inneren des Anoraks: Er hat ein vollständiges 'Futter' aus Softshell. Das war mal ein Fehlkauf, zu hässlich. Die Innenseite des Softshells hat ein aufgedrucktes Mesh, also optisch schon mal passend für ein Futter. So übernimmt die Baumwolle also die erste Line der Verteidigung gegen Regen, und den Rest erledigt das Softshell.
Durch das Futter wurde das Projekt ziemlich aufwendig, mir fehlt da die Erfahrung. Abweichend von der Vorlage habe ich den Reißverschluss der Beuteltasche anders, einfacher eingenäht. Unter Beuteltasche und Seiteneingriffen Liegt eine einzige Lage aus Aussenstoff. So ist die Tasche hinter den Eingriffen durchgehend von links nach rechts. Und es ist alles ein bisschen einfacher gehalten.
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03. August: Kanken- Clone
Die Marke Fjällräven hat ein ausgezeichnetes Marketing. Viele ihrer Produkte geniessen Kultstatus bei den Endkunden. Die Designs sind etwas aus der Zeit gefallen, und das macht sie besonders. Eins ihrer größten Kult-Produkte ist ein kleiner Rucksack namens Kanken. Sehr einfaches Design, reduziert auf das Nötigste. Der Preis ist sicher auch angemessen. Jedoch, wenn man genug Materialreste rumliegen hat, kann man ja auch mal einen selber nähen.
Grundlage war eine Anleitung, die sich nach kurzer Suche im Internet fand:
Tutorial Rucksack. Was mir hier besonders gut gefällt, es ist sogar ein Innenfutter vorhanden.
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18. Juli: Eine Pfaff 38 hält Einzug. Sie ist Baujahr 1936.
Als Ergänzung zur Geradstich-134 wird noch eine robuste Zickzack-Maschine benötigt. Als diese Pfaff 38-6 in den Kleinanzeigen auftauchte, habe ich mal 50 Euro geboten. Am Ende wechselten 60 Euro den Besitzer. Schon auf den Bildern war zu erkennen, das war keine gepflegte Maschine. Die sah sehr verschmutzt aus. Und so war es dann auch. Wenn die 38er nicht so selten wären, hätte ich sie nicht genommen.
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Hier sieht man den Zustand sehr deutlich. Die ersten Teile sind schon abmontiert zur Reinigung und Überholung. Alle Metallflächen mussten aufpoliert werden. Der Lack wurde gereinigt, Glanz kommt durch Auftrag von Nähmaschinenöl wieder.
Die ersten Nähversuche scheiterten dann auch vollkommen: Es wurde nicht mal der Unterfaden hoch geholt. Es war sofort ersichtlich, dass die Nadel nicht tief genug in den Greifer eintaucht. Kurz im Forum gesucht, und die Ursache gefunden. Bei den Baujahren vor 1937 fanden Nadeln der Größe 38R Verwendung, die sind länger als die heute gebräuchlichen 130/705H 'Universalnadeln'. Die Lösung stand auch im Forum: Nadelstange tiefer stellen. Ich habe das dann schrittweise gemacht, bis der Faden vom Greifer sicher erfasst wurde. Dann blieb aber der Faden gerne am Greifer hängen, der war einfach schon zu gammelig. In meinem Teilelager (was sehr klein ist) fand sich ein geeigneter Greifer und eine andere Kapsel. Damit ging es dann fehlerfrei.
Der Rest ist Feineinstellung der Fadenspannungen. Die Maschine schafft 7,5mm lange Stiche und 4,5mm breiten Zickzack.
Sie kam mit einem Tisch, dessen Platte restaurierungswürdig ist. Auch das Gussgestell ist schön:
Ausserdem war ein Original-Pfaff Motor vorhanden, mit einer ganz und gar nicht originalen, sehr tödlichen Motorregelung aus offen liegenden Heizdrähten:
Der Motor braucht einen Übertrager, da er auf 125 Volt betrieben wird.
Ansonsten war noch einiges Zubehör dabei. Zum Teil wird dieses in der Original-Betriebsanleitung beschrieben, könnte also noch seit Auslieferung erhalten sein:
Was fehlt ist der Schieberdeckel. Es lag aber ein Stück Blech dabei (siehe oben), aus dem man mit wenig Aufwand einen solchen nachbauen konnte. Es mussten nur die Schmalseiten schräg gefeilt werden. Das tuts erst Mal.
Der Spuler hatte einen stark abgenutzten Auslösehebel. Der wurde mit einem Stück Messingblech ergänzt. Passend gebogen konnte das einfach aufgeklemmt werden.
Das schöne Gusseisengestell der Maschine hat es mir angetan. Damit muss doch was anzufangen sein, auch wenn eigentlich kein Platz für einen zweiten Tisch ist...
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06. Juli: Ein erstes Projekt zum Kennenlernen der neuen Pfaff 134
Um die Maschine kennen zu lernen, habe ich eine Hemdjacke genäht. Diese besteht aus altem Leinen, das vermutlich zwei Generationen in einer Aussteuertruhe lag. Schön grobe Textur. Das Leinen wurde vorgewaschen, dann vernäht und am Ende gefärbt. Da das verwendete 75er Rasant aussen Baumwolle hat, wurde es mit gefärbt.
Designvorbild für die Jacke war diese
französische Vétra Jacke
Aber jetzt das Wichtigste zuerst! Die Pfaff 134 hat wunderbar funktioniert. Sie hatte keinen einzigen Aussetzer, und hat alle Nähsituationen souverän gemeistert. Design und Klangbild zusammen mit dem Tretantrieb sind sehr harmonisch. Man hört quasi den Oberfaden über den Greifer reiben :-) Eine schöne Maschine für meditatives Nähen. Sie kann die Nachfolge für die Pfaff 31 nun antreten. Die wird erst mal eingelagert.
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03. Juli: Spuler
Heute ging es weiter mit dem Spuler aus der Teilemaschine:
Eine Adapterplatte aus 5mm Alu erlaubt, den Spuler passend zu positionieren.
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So sitzt er dann knapp vor dem Riemen. Die Originalposition passt ja nicht, weil das selbstgebaute Schwungrad gleichzeitig die Riemenscheibe ist, und diese einen viel größeren Durchmesser hat.
Nach ein wenig Justierei funktionierte das dann auch. Diese Lösung gefällt mir wesentlich besser als der große Spuler. Zum einen ist er schneller, da das Riemenrad kleiner ist. Und zum Anderen kommt das der gewohnten Auführung an der Pfaff 31 sehr nahe.
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02. Juli: Ersatzteileträger
Zur soeben gekauften Pfaff 134 ist für 20 Euro noch eine Maschine als Ersatzteileträger dazu gekommen. Diese kam ebenfalls mit Tisch, und war ab Werk mit Tretantrieb ausgestattet. Man könnte sie auch aufarbeiten, aber meine schwarze gefällt mir besser.
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All diese Teile konnten in einem ersten Anlauf gewonnen werden. Das Schwungrad dient mal als Option, einen Originalzustand herzustellen. Meine eigene Lösung mit der geringeren Übersetzung gefällt mir bisher besser.
Sofort zu verwenden sind diese Teile. Die Stichplatte ist in einem besseren Zustand, und auch der Schiebedeckel ist schöner. Der Nähfuß ist etwas schmaler und wird mal ausprobiert. Die Kurbelstange für den Tisch konnte jetzt auch gegen meine Eigenbaulösung ausgetauscht werden.
Was später noch zum Einsatz kommen kann ist der Spuler. Der passt allerdings aufgrund meines Eigenbauschwungrades so nicht. Ich müsste mir eine Adapterplatte bauen, um ihn weiter vorne anbringen zu können. Die Fadenanzugsfeder ist in einem sehr guten Zustand und wird gut verpackt als Reserve aufgehoben. Ausserdem sieht der Greifer gut aus und kann bei Bedarf aus der Maschine gewonnen werden. Jetzt bleibt er erst mal drin. Dann lässt sich die Maschine später immernoch aufarbeiten, das Timing bleibt erhalten.
Die Tischplatte bräuchte einige Arbeiten, die stand feucht. Der Tisch wird komplett zerlegt eingelagert. Vielleicht wird er ja mal gebraucht. Der Rest der Maschine kommt auch ins Lager.
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29. Juni: Neue Pfaff 134 angeschafft
Inzwischen sind einige Nähprojekte abgeschlossen, darunter auch einige gröbere. Da kommt der Wunsch nach einer größeren Maschine auf.
Was mir an der Pfaff 31 gefällt: Sie ist leichtgängig, zuverlässig und näht saubere Nähte.
Was ich nicht brauche: Eine Maschine, die schwergängig ist, herumzickt und geradeaus keine sauberen Nähte abliefert. Also keine Zickzack-Maschine. Eine Zickzack-Funktion müsste in einer zweiten Maschine zur Verfügung stehen, die dann bei Bedarf eingesetzt wird, - und solange nicht bei 99% der Projekte unnütz stört.
Daher wurde es eine Pfaff 134. Für die schliesslich gekaufte Maschine sprach der Preis: 30 Euro. Dafür ist es auch in Ordnung, dass ich sie selber auf Tretantrieb umbaue. Ausgestattet war sie mit einem schweren Kupplungsmotor.
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So sah die Maschine im ungereinigen Originalzustand aus. Laut Seriennummer wurde sie 1952 hergestellt.
Die Stichplatte hat schon eine Menge Einschläge überstehen müssen. Die Kanten konnten aber geglättet werden.
Tretantrieb bevorzuge ich mit Abstand vor Motorantrieb. Das ist viel entspannender. Die Hand-Fuß-Augen-Koordination hat eine meditative Wirkung. Daher muss die 134 nun auch mit Tretantrieb laufen. Als Antriebsriemen kommt ein 8mm Lederrundriemen zum Einsatz. Der packt was an.
Damit sich die Tretkräfte in Grenzen halten, wird für den Umbau auf Tretantrieb ein schwereres Schwungrad benötigt, und gleichzeitig eine kleinere Übersetzung. Dadurch lässt sich die Maschine butterweich antreiben, auch bei dickeren Materialien. Das Schwungrad wurde aus einer 1,5kg Hantelscheibe gedreht. In die zentrale Bohrung wurde ein Drehteil aus Messing eingeklebt.
Jetzt ist die Übersetzung bei 3,5 Stichen pro komplette Tretbewegung. Bei der Pfaff 31 waren es 6, und da bin ich nie Vollgas gefahren. Also hat die Maschine nun ordentlich Wumms. Schnell Meter machen ist nicht das Ziel.
Von der Pfaff 31 bin ich es gewohnt, dass der Stichlängenhebel da stehen bleibt, wo ich ihn hin stelle. Bei der 134 wird er auf Vorwärts zurück gezogen. Das wurde geändert. An die zuständige Feder wurde von unten eine Schnur angeknotet und damit die Feder ausgehängt (Befestigungsblech abgeschraubt). Mit Hilfe der Schnur kann man sie auch wieder einhängen. Die Klemmung des Stellhebels auf seiner Achse konnte an einer Schraube strammer gestellt werden. Da kommt man gut dran durch die hintere Öffnung.
Die Greiferwelle hatte Spiel in den Winkelgetrieben, das machte unschöne Geräusche beim Nähen. Also wurde zunächst das untere Kegelgelenk geöffnet. Es fand sich altes Fett, aber hier kein Spiel.
Gereinigt (auf dem Foto noch vor der Reinigung)...
...und mit frischem Fett versehen, konnte das wieder geschlossen werden.
An das obere Getriebe kommt man nicht so gut heran, aber ein Versuch schadet ja nicht. Hier kam das Spiel her. Ich konnte das Kegelrad auf der Armwelle etwas verschieben. Dabei muss man darauf achten, dass es sich nicht auf der Welle verdreht, sonst stimmt das Greifertiming nicht mehr. Das hat geklappt und das Spiel war weg. Auch das vorher vorhandene Längsspiel in der Armwelle verschwand. Mit frischem Fett zusammengesetzt, und dann eine Nähprobe gemacht. Das Timing stimmt noch, und die Maschine macht kaum noch Geräusche. Nur ein sanftes mechanisches Flüstern, wie schön!
Die Maschine ist nun fertig. Sie bekam die übliche Reinigungsprozedur. Es war reichlich Schmodder innen und aussen. Abgeplatzter Lack stört mich nicht. Das ist kein Ausstellungsstück, sondern muss noch viele Meter machen.
Der Tisch brauchte einige Zuwendung. Der Motor wurde abgeschraubt und statt dessen die Tretplatte mit der Riemenscheibe verbunden:
Die Kurbelstange besteht aus einem M8-Gelenkkopf, einer M8 Gewindestange, der am oberen Ende in der Drehbank ein M6-Gewinde angearbeitet wurde, und dem M6-Gelenkkopf, der schon immer ungenutzt an der Riemenscheibe dran war. Alles wurde gereinigt und geschmiert und lief dann wie neu.
Die Vorbesitzerin hat in der Tischplatte tiefe Eindrücke hinterlassen. Die wurden mit Epoxy aufgefüllt und verschliffen. Die Platte wurde wohl früher mal rot lackiert, davon sind nur Reste übrig. Das gibt eine schöne, wenn auch nicht originale Oberflächenpatina. Es gehört zur Historie der Maschine. Die Platte wurde 2x mit Hartöl geölt und dann 2x mit Marinelack lackiert. Das glänzt leider. Eine Politur mit Antikwachs sollte das ändern.
Einen Garnrollen- und Garnhalter habe ich noch ergänzt. Einfach aus 3mm Messingdraht gefertigt und in entsprechend angebrachte Bohrungen gesteckt. Lässt sich auch einfach heraus ziehen, wenn die Maschine zur Pflege umgeklappt wird.
Und schliesslich fand auch der Spuler wieder einen Platz. Da dauert das Spulen ein bisschen länger, weshalb vielleicht mal ein Elektro-Spuler auf der Projekteliste landet.
Die 134 tuts sehr gut, es musste nichts justiert werden. Bei dicken Fäden und robusten Stoffen hatte ich da auch keine Bedenken. Bei feineren Stoffen und Garnen war ich skeptisch. Die dünnste mir zur Verfügung stehende Nadel ist eine 90er. Abschliessende Tests mit dünneren Nadeln stehen noch aus. Leider passen keine System 34 Nadeln, davon hätte ich noch einige Vorräte.
Mit der schweren Schwungmasse lässt sich die Maschine ganz leicht und gleichmäßig drehen. Selbst bei sehr geringer Drehzahl geht das problemlos. Start und Stopp macht man sowieso mit der Hand am Schwungrad, das bin ich gewöhnt. Da stört die Schwungmasse auch nicht.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Etwas leid tut es mir um die Pfaff 31. Die mag ich sehr, sie wird aber wohl in Rente gehen. Erst mal wird sie eingelagert.
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11. April: Tretmechanik des Pfaff 31 Tisches geschmiert
Während ich die Shorts genäht habe, ging die Maschine plötzlich schwergängig. Ich war aber sicher, die Pfaff 31 hat genug Öl, an der kanns nicht liegen. Also mal die Tretmechanik beäugt und ein bisschen Ballistol auf die verdächtigen Stellen gegeben. Schon ging es leichter, für 30 Sekunden. Dann fing da was an zu rappeln. Das Öl hatte wohl die verharzten Kugeln im Kugellager des großen Schwungrads gelöst und nun purzelte da alles durcheinander. Ich konnte das Lager provisorisch einstellen, aber musste da mal richtig dran.
So sieht das Schwungrad aus, zusammengebaut und auseinandergenommen. Die Achse ist raus, man sieht die Kugeln. Die stecken in einem Käfigring, purzeln also auch nicht raus. Die eingepresste Abdeckscheibe habe ich schön an ihrem Platz gelassen, was ich nicht ersetzen kann, fasse ich nicht an. Mit Bremsenreiniger und Zahnbürste habe ich dann den alten Schmodder rausgespült.
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02. April: Flohmarktfund Pfaff 30
Nein ich bin kein Sammler!
Eine Pfaff 30 an einem Flohmarktstand? Hmmm, brauch ich nicht, aber mal gucken.
Oh die ist aber schön unter der Schmutzschicht. Greifer, Kapsel, alles komplett. Kein Zubehör.
Nein ich bin kein Sammler!
Ich brauche die nicht.
Also gut, für 10 Euro bekomme ich die eh nicht.
Ach doch?
Mist!
Aber ich bin doch kein Sammler.
Was mache ich jetzt damit?
Gereinigt, geölt, läuft.
Hier der Fundzustand:
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Die Maschine war, ausser staubig und verharzt, leider auch noch mit einer Nikotinschicht überzogen. Zum Glück schon wieder geruchsfrei. Da gibts nur ein Mittel: Zahnbürste und Zahnpasta. Und dann schrubben, schrubben, schrubben. Anschliessend mit scharfem Wasserstrahl duschen und möglichst schnell trocknen und ölen.
Es lohnte sich, denn unter dem Schmutz kam eine gut erhaltene Maschine zum Vorschein. Auch das Dekor sieht aus wie neu.
Zum Ölen das übliche: Greiferteile ausbauen, alle Teile und alle Lagerstellen mit Waschbenzin reinigen, Ballistol drauf und wieder montieren. Danach lief die Maschine butterweich.
Die Maschine verwende ich vorerst nicht, meine Pfaff 31 mag ich lieber, auch wenn die nicht mehr so schön glänzt (oder vielleicht gerade deswegen). Die Paff 30 ist das Nachfolgemodell der Pfaff 31, mein Exemplar ist 20 Jahre jünger, und mit einigen Weiterentwicklungen. Davon ist für mich nur eine interessant (und die übrigen finde ich eher störend): Der Greifer hat einen Schnellverschluss. Bei der Pfaff 31 muss man hier umständlich schrauben, wenn man den Greifer reinigen will. Die Greifervorrichtung habe ich komplett von der Pfaff 30 an meine Pfaff 31 umgeschraubt, und umgekehrt. Es funktioniert für beide Maschinen. So konnte ich also meine Pfaff 31 verbessern und habe eine genau so gut funktionierende Ersatzmaschine im Schrank. Vielleich verwende ich sie mal zwischendurch zum Spass.
Hier noch Bilder der gereinigten Maschine:
Auf Youtube findet man Videos mit der gleichen Maschine, mit komplett aufgebrauchtem Chrom und entsprechend Patina und immernoch in Verwendung. Na dann haben meine Maschinen ja noch ein langes Leben vor sich :-)
Für 3 Euro habe ich dann an einem anderen Stand noch einen Beutel voll passender Spulen bekommen. Natürlich mit den typischen historischen Schichten verschiedenster Garne belegt, also bis zu 5 verschiedene Garne auf einer Spule. Da hilft nur noch, mit dem Nahttrenner die Garne runterschneiden. Das geht schnell, ist aber eine Aktion 'Blutige Finger'. An Spulen habe ich jetzt aber nie wieder Mangel...
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29. März - 02. April: Bilderstrecke Jeans nähen
Hier gibts einfach nur eine Bildersammlung, wie ich meine Jeans genäht habe.
Übrigens habe ich jedes Teil nach dem Zuschnitt zuerst komplett rundum mit ZickZack umsäumt. Das hat sich als sehr hilfreich erwiesen. Als Garn verwende ich dazu einen 75er Rasant, einfach weil ich davon noch Unmengen habe. Für die Jeansnähte verwende ich Gütermann 50er Jeansgarn Nr. 412 und als Unterfaden 40er Maschinengarn, wovon ich einen großen Konus mal günstig bekommen habe. Die Fadenspannung ist so eingestellt, dass der Jeansfaden unten immer ein bisschen sichtbar wird, so kommt der Unterfaden sicher nie oben zum Vorschein.
Um die Stichlänge einzustellen habe ich Probenähte auf Zuschnittresten genäht und mit bestehenden Jeans verglichen. Da fanden sich aber auch Nähte mit unterschiedlichen Stichlängen, also ist es wohl eher Geschmackssache.
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25. März: Der Verschwindetrick-Tisch
Ich bin es Leid, größere Taten auf dem Boden kriechend zu verbringen, ich brauche einen großen Tisch. Leider habe ich keinen Platz dafür. Es sei denn, der Tisch kann einen Verschwindetrick :-)
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Im Laufe der Zeit wird die Holzoberfläche schöne Arbeitsspuren aufweisen, was ein interessantes lebendes Bild ergeben könnte.
Konstruiert ist die Mittelstütze so:
So klappt die Mittelstütze zwischen die beiden Platten.
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22. März: Nähprobe mit der Pfaff 31
Die Pfaff 31 macht schöne Stiche, auch auf dickem Stoff. Wobei viele Maschinen versagen: Quer über eine dicke Nahtwulst nähen. Da gibts dann gleich Aussetzer. Auch die Pfaff 260 hat damit Probleme. Der Test: Eine Nahtwulst aus 6 Lagen robustem, dicht gewebtem Stoff. Das Ergebnis finde ich überzeugend:
Nur beim Anfahren der Nahtkante musste ich nachschieben. Später habe ich noch den Anpressdruck des Fusses verringert, dann ging es leichter über die Kante hinweg.
Es gibt aber auch noch die Möglichkeit, eine geschlitzte Unterlage unter den Fuss zu legen, bevor dieser auf die Nahtkante trifft. Z.B. aus dünnem Sperrholz.
Interessant am Rande: Der Anpressdruck des Fusses lässt sich ohne Werkzeug oben über eine Regulierschraube verstellen. Bei der Pfaff 260 muss man dafür den Deckel abheben und braucht einen großen Schraubendreher. Am besten war es bei der alten Privileg gelöst, da konnte man einfach einen Knopf mehr oder weniger weit herunterdrücken.
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19. März: Eine Pfaff 31 für meinen Nähplatz
Die Pfaff 31 brauchte ich nicht unbedingt, aber ich wollte eine haben. Die haben damals bei Pfaff ewig haltbare Nähmaschinen gebaut. Meine ist von 1932, also nun 85 Jahre alt. Ich habe nach Originalanleitung nur die Mechanik gereinigt (da war viel Dreck drin, genäht hat sie aber noch vor der Reinigung) und geölt und sie läuft wie frisch ausm Laden. Die Aussenflächen habe ich nur mit WD40 abgerieben. Der Lack ist schon etwas stumpf und hat stellenweise Orangenhaut.
Dazu gab es natürlich auch einen Tisch mit Tretantrieb. Den habe ich nur mit Haushaltsmitteln gereinigt und mit Antikwachs gewachst. Ein bisschen Zubehör gabs auch noch.
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14. März: Ich richte mir endlich wieder einen festen Nähplatz ein
Mein Nähplatz entsteht im Schlafzimmer, da kann ich eine Wand von 2 Metern Länge umgestalten. Bilder davon kommen später, es ist noch nicht so weit.
Nun habe ich erst mal nach einem stabilen Nähmaschinentisch für meine Pfaff gesucht. Und in den Kleinanzeigen gefunden, komplett mit alter Pfaff 260, einer Tasche voll Garnen und Reißverschlüssen, und einigem Zubehör. Unter dem Tisch werkelt ein Kobold-Motor, der wohl erst ein paar Jahre alt ist. Er wurde mal gegen den Pfaff Originalmotor getauscht, den ich als Defektteil auch noch bekommen habe. Das alles stammt aus der Schneiderwerkstatt eines inzwischen verstorbenen Schneiders, der dort gearbeitet hat bis er blind wurde.
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Ich habe noch am Abend die Tischplatte sauber geschrubbt. Da kam ein Gilb raus! Bäh. Das Holz wurde dann leicht geschliffen und mit Antikwachs behandelt. Das ergibt eine Oberfläche, die leicht pflegbar ist. Kratzer und Macken können z.B. einfach mit Wachs geglättet werden, bevor Schmutz ins Holz zieht.
Jede Menge Nadeln kamen noch in der Schublade zum Vorschein. Fast alle sind Rundkolbennadeln, und die hat der Herr Schneider wohl auch in seiner Pfaff 260 verwendet. Man muss wohl nur wissen, wie rum man die drehen muss. Die Rundkolbennadeln sind in den Größen 100-130, davon habe ich noch einen Vorrat Flachkolbennadeln, werde die Rundkolbennadeln also nicht brauchen.
Bei der alten Maschine dreht das Antriebsrad durch, sobald die Belastung steigt. Das lässt sich nicht mehr festklemmen. Ausserdem ist sie stark verschmutzt mit Staub und altem Öl, jedoch nicht verharzt. Die wird geschlachtet, ich verwende meine eigene. Und auch den Huckepackmotor, den ich da schon dran habe. Der läuft auch schön langsam, was nachmal angenehmer ist.
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12. März: 'Neue' Nähmaschine
Abschiedsfoto von der Privileg
Meine alte Privileg Nähmaschine hat es eigentlich ganz gut getan, bis ich neue Nadeln kaufen musste. Damit waren viele Fadenaussetzer zu verzeichnen. Mal ein bisschen genauer geguckt und huch: Die Maschine hat total verschlissene Lagerungen. An den Lärm hatte ich mich ja gewöhnt, die klappert und rasselt wie ein Weltmeister mit Asthma.
Aber ich hab ja noch einen Ersatz im Schrank. Der lag da aber auch schon 10 Jahre. Ein ehemaliger Sperrmüllfund: Eine Pfaff 260. Der hatte ich schon mal einen Huckepack-Motor verpasst, aber sie lief halt auch nie wirklich rund. Die Probleme durch Verharzung alten Öls scheinen typisch. Solange die Privileg noch lief, musste ich da nicht dran. Jetzt aber. Im Internet fand ich nach langer Suche auch Serviceunterlagen dazu. Ich hab erst tropfenweise Waschbenzin in die Schmieröffnungen und drumherum und alle Lager gegeben und die Maschine langsam drehen lassen, bis das Harz sich verflüssigte. Dann Ballistol reichlich auf die Lager und nach einer Weile lief sie dann geschmeidig. Mit Hilfe der Serviceunterlagen konnte ich dann alle Einstellungen und vor allem die Nadelsymmetrie verbessern. Und nun läuft sie. Und wie leise! Die schnurrt sehr geschmeidig und macht schöne Nähte.
Ich hab jetzt noch eine neue Spulenkapsel, Spulen und eine LED-Lampe bestellt.
Und schliesslich brauchte ich noch einen guten Untersatz für die Pfaff. Den habe ich aus Holz gebaut mit einem kleinen Kistchen für Kleinkram. Die linke Seite ist offen, dort komme ich gut an die Spulenkapsel ran. Die ist bei der Pfaff ja nicht von oben erreichbar, das ging bei der Privileg.
Ich richte mir jetzt mal einen festen Nähplatz im Schlafzimmer ein. Da kommt dann noch ein Neuerwerb dazu...
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28. Februar: Loden Upcycling: Fertige Jacke und Weste!
Aus zwei Trachtenlodenmänteln habe ich mir übers Wochenende zwei moderne Teile genäht.
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23. Februar: Loden aufbereiten und imprägnieren.
So bereite ich mir Lodenstoff von alten Mänteln auf.
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während die einen (Ich :-) Altkleider upcyclen, geht in großem Maßstab die Billigplastikklamotten-Wegwerfgesellschaft munter weiter. Heute im Spiegel ein kurzer Anriss dazu: Warum Polyester einen sagenhaften Boom erlebt Zitat:"Alle paar Wochen fluten die Modeketten ihre Läden mit neuen Kollektionen, die Kunden sollen kaufen, kaufen, kaufen. Also muss es günstig sein - und das geht vor allem durch viel Plastik. [...] Immer mehr. Immer öfter. Immer billiger. So lautet der Dreiklang der Modeindustrie [...] Fast Fashion ist der Fachausdruck [...]"
Zum Kotzen. Na solange die geschredderten Plastikmüll verarbeiten ist es noch das kleinere Übel. Wolle aus Massentierhaltung oder Baumwolle aus vergifteten Feldern, das wäre noch schlimmer auf dem Massenmarkt. Aber wer da wen oder was ausbeutet ist der Generation Pisa anscheinend egal. Die Klamottenindustrie jubelt...
Naja, sie sind jung und lernen vielleicht noch dazu.
Gestern kam nach zwei unbrauchbaren Mänteln (Plastikanteil und zu klein) endlich auch ein guter. Den kann ich verwenden für eine erste Jacke. Der Stoff sieht aus wie neu, und macht einen haltbaren Eindruck. Vielleicht reicht es noch für eine anknöpfbare Kapuze, mal sehen.
Den Loden-Spendermantel habe ich gestern mal in der Waschmaschine mit lanolinhaltigem Wollwaschmittel gewaschen.
Was habe ich gelernt?
- Das Innenfutter vor dem Waschen rausschneiden und nur den Lodenstoff in die Waschmaschine geben. Sonst trocknet es ewig und drei Tage.
- Guter Lodenstoff sollte gleich nach dem Waschen frisch imprägniert werden. Das natürliche Wollfett macht den Loden wetterbeständig und haltbar, also sollte das erneuert werden.
Zum Imprägnieren: Ich habe mir in der Apotheke 50g Wollwachs (riecht nach Schaf) für 5,64 Euro gekauft. Nach dieser Anleitung wird davon ein Teelöffel zusammen mit genausoviel Wollwaschmittel in heißem Wasser aufgelöst und damit ein Kaltwasserbad für den Lodenstoff angerührt (gut durchrühren und dann erst den Stoff rein). Ich habe dafür einen großen Ortliebbeutel mit Rollverschluss verwendet und die ganze Luft herausgedrückt. Den Stoff würde ich eher über Nacht in dem Bad lassen und dann leicht auswringen und zum trocknen aufhängen. Ich hatte dazu aber nicht genug Zeit, ein langes Wochenende steht an, an dem ich die Jacke nähen will. Also habe ich es bei zwei Stunden belassen und den Stoff anschliessend in der Waschmaschine mit dem Schleuderprogramm bei 800 U/min geschleudert. Es scheint ihm nicht geschadet zu haben. Und am nächsten Morgen war er schon fast trocken. Ich würde aber keine fertige Kleidung schleudern, das wäre mir zu riskant. Aber zum Glück muss man Oberbekleidung aus 100% Wolle ja fast nie waschen.
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20. Februar: Lodenjacke
Für ein erstes Lodenjackenprojekt habe ich mir das Schnittmuster für die Zeeland Zipperjacke besorgt. Ich verwende die Kragenversion ohne Kapuze. Die Jacke soll mehr die Eigenschaften eines Pullovers als die einer Jacke haben, also leicht und bequem sein. Bei mildem Wetter oder moderater körperlicher Anstrengung (Rad fahren, Gartenarbeit...) ist dann keine weitere Jacke mehr nötig. Dann kann die Wolle ihre Stärken ausspielen und ungestört für ein ausgeglichenes Körperklima sorgen.
Den Schnitt habe ich auf Packpapier übertragen in der Grösse, die mir am nächsten kommt, und dann angepasst. Die Ärmel habe ich verändert: Ich musste sie verlängern und die Ärmelenden weiter machen, da sich das Lodenmaterial ja nicht dehnt. Ausserdem wollte ich vorgeformte Ärmel, also so dass die auf leicht angewinkelte Ellenbogen angepasst sind. Dazu habe ich die Schablone längs geteilt in vordere und hintere Hälfte. Die hintere Hälfte habe ich zwei mal um 2cm verlängert, einmal oberhalb des Ellenbogens und einmal unterhalb. Jetzt kann ich also 2 Keile je Kante zu 1cm Höhe abnähen, und komme damit wieder auf die ursprüngliche Kantenlänge. Dann passt es mit dem Vorderteil zusammen.
Alle Säume werden 5cm breit ausgeführt, das hat optische Gründe. Ärmelenden und der untere Saum werden dafür nicht einfach umgeschlagen, sondern mit Besätzen belegt, mit dem gleichen Innenstoff, den ich auch am Kragen verwenden will. So kann ich erst eine Anprobe machen, ggf. die Längen korrigieren, und dann die Besätze passend anbringen.
Den Rücken habe ich verlängert, damit der bis über den Po reicht. Also insgesamt wird das eine möglichst schlichte Jacke.
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16. Februar: Upcycling Lodenstoff. Und der neue alte Wolltrend.
Ich möchte mir Kleidung aus Loden nähen. Loden hat einfach ganz spezielle Vorzüge (ist aber auch kein Wundermittel). Wolle liegt im Trend, Plastik ist out. Leider ist es wie es so oft ist: Wenn Tierprodukte auf dem Markt gefragt werden, ist es wichtig, sich über die ethischen Maßstäbe der Hersteller zu informieren.
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Ich mag langlebige Materialien. Meine Erfahrungen mit 'modernen Funktionsstoffen' deuten darauf hin, dass die alle sehr kurzlebig sind. Jede Form von Beschichtung löst sich früher oder später ab oder verändert einfach ihre Eigenschaften bis zur Unbrauchbarkeit. Was war die Windstopperjacke aus Dreilagenfleece doch angenehm zu tragen, bis die Windstoppermembran löchrig wurde und es durchzog wie durch gewöhnliches Fleece. Gleiches gilt für alle möglichen Regenjacken, in denen man trotz 'atmungsaktiv' immer nass schwitzt auch wenn es gar nicht regnet. Es scheint auch eine verkaufsfördernde Eigenschaft zu sein, wenn die 'Hardshell'-Jacken sich auch 'hard' anhören, also laut sind bei jeder kleinsten Bewegung. Aber die hat man ja eh meistens nur im Rucksack, weil viel zu schwitzig, es gibt ja Softshell für alles ausser Regen...
Auch wenn ich mir einbilde, dass das meine individuellen Erfahrungen sind, habe ich genug ähnliche Berichte und Meinungen gelesen, dass ich nicht mehr sicher bin, wie sehr und von wem ich evtl. beeinflusst bin. Heutzutage weiss man das ja nie. (Youtube zeigt mir schon Werbung für Jäger, nur weil ich mir vieles zum Thema Loden angeguckt habe...) Von daher gehe ich nun auch an die natürlichen Materialien mit einer gewissen Skepsis heran. Aber ich möchte es ausprobieren. Wie weit kommt man mit Wolle als 1., 2. und 3. Schicht, wie weit mit Baumwolle als 2. oder 3. Schicht? Damals als Fleece neu auf dem Markt erschien war es ein Segen, es gab nur grottig schwere gefütterte Baumwolljacken. Wolle wollte niemand haben und gabs auch nur in Traditionsdesigns (wie heute überwiegend auch noch). Einige Fleecepullis haben sich aber als sehr langlebig erwiesen und ich trage sie auch gerne. Da muss Wolle erst mal mithalten, ein Versuch mit Wollfleece oder Walkloden (elastischer als Lodenstoff) steht noch an. Und das alles 'nur' im Alltag und bei leichter Anstrengung (Z.B. wandern, radfahren), nicht bergsteigen oder Schneetouren in Norwegen.
Nebenbei: Öko-Bio-Fairtrade Baumwollkleidung hat sich bisher auch als wenig haltbar erwiesen. Z.B. bei Jeans greife ich lieber auf konventionelle Arbeitskleidung zurück, die ist wenigstens nachhaltig durch Haltbarkeit.
Als 'Hardshell' habe ich eine regenfeste Jacke aus Baumwolle (Etaproof, selbstgenäht vor einigen Jahren) und eine aus gewachstem G1000 Mischgewebe. Die werden bei Regen innen auch mal feucht, die Kombination mit Wolle drunter dürfte also ideal sein. Guter Feuchtigkeitstransport von der Haut weg, und Wolle fühlt sich ja auch feucht noch trocken an, und müffelt nicht. Also volles Wohlfühlaroma :-)
Ich habe lange nach Lodenstoff geguckt. Ethisch vertrauen würde ich nur ausgewiesener Bio-Ware, z.B. vom Finkhof. Ich habe ein Päckchen mit Stoffproben bekommen und es ist schon sehr schönes Material dabei.
Aber ich möchte noch einen Schritt weiter gehen in Richtung Nachhaltigkeit. Upcycling ist das Zauberwort! Es gibt guten, traditionell verarbeiteten Lodenstoff nämlich auch fast umsonst. Und zwar als Secondhand-Trachtenzeugs, z.B. auf Ebay oder in den lokalen Kleinanzeigen. Speziell viele Damen scheinen ihre Mäntel kaum getragen zu haben und es gibt fast niemanden, der die Sachen Second Hand aufkauft, schon gar nicht die großen Größen. Dabei sind die zumeist weit und faltig geschnitten, so ein Mantel dürfte also viel Stoff abwerfen. Und nebenbei auch noch Knöpfe und Reißverschlüsse für Innentaschen, evtl. verwertbares Futtermaterial.
Loden aus 100% Wolle ist generell auch sehr haltbar und wird nicht schmutzig. Abbürsten, auslüften, sauber. Nur aufarbeiten werde ich den Stoff vor der Verarbeitung, also waschen und mit Wollwachs imprägnieren. Das ist halt ein bisschen zusätzlicher Aufwand. Es kann auch sein, dass ich einzelne Schnitt-Teile aus mehreren Stücken zusammensetzen muss. Aber eine Jacke aus einem Mantel zu fertigen, sollte drin sein.
Es gibt auch Kleidung aus aufbereiteter Wolle zu kaufen. Das ist vielleicht nachhaltiger als Schurwolle, aber die Qualität ist nicht so gut.
Mit gutem, wertigem Ausgangsmaterial lohnt sich die MYOG-Mühe. Besonders wenn das Ausgangs... hier wurde leider die Datei zerstört...